Abschied aus der Madison Avenue. Die letzte Staffel von Mad Men

Don Draper passt auf seine beiden Söhne auf, es gibt Milchshakes. Seine Ex-Frau Betty kehrt zurück, ein kurzes Gespräch. Ihr neuer Mann betritt die Küche, Don geht.
Seit zwei Wochen läuft die letzte Staffel der amerikanischen Serie Mad Men. Drehbuchautor Matthew Weiner hat die Zuschauer seit 2009 in die USA der Sechziger-Jahre entführt: Männer in Schlips und Kragen, Scotch am Vormittag, schwangere Frauen, die rauchen. Nach dem Familienpicknick wird der Müll einfach in den Wald geworfen, Sekretärinnen müssen die Macho-Sprüche ihrer männlichen Vorgesetzten ertragen. Frauen emanzipieren sich nur langsam und zahlen dafür einen hohen Preis: Die langjährige Chefsekretärin Joan wird erst Teilhaberin der Werbeagentur, nachdem sie mit einem wichtigen Kunden geschlafen hat. Peggy, die es von der Schreibkraft zum Creative Director gebracht hat, gibt ihr privates Glück auf.
Nicht allen gefällt die Serie. Der US-Autor Jonathan Franzen (Die Korrekturen, Freiheit) hält sie für irrelevant, andere monieren, dass ein verzerrtes Bild der Sixties vermittelt wird, manche finden sie einfach langweilig. In der Tat wirkt die Handlung etwas betulich. Schonungslose Gesellschaftskritik im Stil von Breaking Bad wird nicht geboten. Mad Men ist eine Soap Opera auf höchstem Niveau. Einige Folgen plätschern vor sich hin, nichts Bemerkenswertes passiert.
Don Draper personifiziert den amerikanischen Traum. Der Sohn einer Prostituierten, in Armut aufgewachsen, schafft es in die Chefetage einer renommierten New Yorker Werbeagentur. Doch mehr als Wohlstand ist für ihn nicht erreichbar. Seine erste Ehe, aus der drei Kinder hervorgegangen sind, scheitert, die zweite ebenfalls. Don, der ein Geheimnis mit sich herumträgt, ist stets kontrolliert – nur bei seinen zahlreichen Geliebten kann er sich fallenlassen. Gibt er einmal mehr von sich preis, erfährt er Ablehnung von seiner Umwelt. Die will es makellos, heiter. Scheitert Don Draper? Bald werden wir es wissen.

Thorsten Heckmann